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Wikinger: starke Männer aus dem hohen Norden, bärtig, wild und bis an die Zähne bewaffnet, furchteinflößend mit ihren Schiffen, die Drachenköpfe haben… so oder so ähnlich stellt man sich heute die Wikinger vor, die einst die nordischen Meere unsicher machten. Wie viel davon ist jedoch Medien-Märchen, und wer waren die berühmten Seefahrer wirklich? Lesen Sie weiter für einen Einblick in die „Vikinger Geschichte“.

Wikinger

Wer waren die Wikinger?

Der Begriff „Wikinger“ ist ein loser Sammelbegriff für seefahrende, räuberische Leute aus den Gebieten des heutigen Norwegen, Schweden und Dänemark, die ungefähr zwischen 790 und 1070 nach Christus durch zahlreiche Eroberungszüge an den umliegenden Küsten bekannt geworden sind. Diese Eroberungszüge waren oftmals brutal und hatten das Ziel, Wertsachen und Vorräte zu stehlen sowie Gefangene als Sklaven zu nehmen. Aus diesem Grund verbreiteten die bewaffneten Krieger aus dem Norden bald Angst und Schrecken und brannten sich tief ins Gedächtnis der anderen europäischen Kulturen ein – so sehr, dass wir bis heute noch von den Wikingern fasziniert sind!

Aber was wissen wir eigentlich über wie Wikinger? Wer waren sie, wie wurden sie solch erfolgreiche Seefahrer, und was ist dann mit ihnen passiert?

Obwohl die Ära der Wikinger, die von Historikern tatsächlich „Wikingerzeit“ genannt wird, nur etwa 250 Jahre gedauert hat, gibt es aufgrund der vielen Aufsehen erregenden Taten der nordischen Seefahrer einiges an zeitgenössischen Quellen und Hinweisen. Runensteine, nordische Sagas sowie Annalen und Chroniken aus England und Frankreich geben Einblick in eine Zeit, in der die abenteuerlustigen Skandinavier sich einen Namen machten.

Lindisfarne als frühes Opfer

Offiziell Begann die Geschichte der Wikinger mit einem blutigen, jedoch sehr erfolgreichen Überfall auf die kleine Insel Lindisfarne, die sich vor der Küste Nordenglands befindet – also für die Wikinger mit ihren Drachenschiffen nur einen Katzensprung entfernt. Dies geschah im Jahr 793, und obwohl es vereinzelt schon frühere Raubüberfälle gab, wurde der Überfall auf das Kloster von Lindisfarne in der Angelsächsischen Chronik festgehalten.

Die Wikinger machten einen ganz schönen Eindruck: der Bericht zeigt, wie schockiert und verängstigt die Einheimischen zurückgelassen wurden, denn die Wikinger werden als unglaublich stark und grausam beschrieben. Das Kloster wurde schließlich nicht nur verwüstet und ausgeraubt, sondern auch die Priester erschlagen.

Piraten des Nordens

Aber wer waren die Wikinger genau? Man geht davon aus, dass nicht alle Leute, die damals in Norwegen, Schweden und Dänemark lebten, zur See fuhren und Wikinger wurden. Vielmehr war es lediglich eine Bevölkerungsschicht, die sich aus jungen Männern zusammensetzte. Diese schließen sich anscheinend gerne einem Mächtigen an, der genug Geld hatte, um sie alle in seinem Haus leben zu lassen, und dafür ihr Anführer war. Zusammen gingen diese Horden aus dem Norden mit ihren traditionellen Langbooten auf Schatzsuche und Entdeckungstour, während der Rest der Bevölkerung zu Hause blieb.

Zu Beginn der Wikingerzeit war es also normal, dass die Raubzüge nur im Sommer stattfanden und die Männer dann wieder zurück nach Hause kehrten. Erst später, als sich die Raubzüge ausdehnten und überwintert werden musste, verwandelten sich die Überfälle eher in Invasionen, und längst nicht mehr alle Wikinger hatten die Absicht, die erbeuteten Schätze nach Hause zu bringen – stattdessen nahmen sie sich Land, Ehefrauen und Sklaven und wurden sesshaft.

Ausbreitung in alle Himmelrichtungen

Auf diese Art und Weise verteilten sich die Wikinger mit ihren seetauglichen, praktischen Schiffen in alle Richtungen. Die meisten Überfälle, aus denen dann auch Siedlungen entstanden, gab es in England, Frankreich, Irland und Spanien, aber vereinzelte Raubzüge brachten die Wikinger noch viel weiter:

  • Im Süden durch die Straße von Gibraltar bis ins Mittelmeer nach Mallorca, Italien und Sizilien
  • Im Osten über das Flusssystem Osteuropas bis nach Kiew und Nowgorod, über das Schwarze Meer nach Konstantinopel (heute Istanbul) und sogar bis ins Kaspische Meer
  • Im Westen und Norden zu den Faröer Inseln, nach Island, Grönland und sogar nach Neufundland im heutigen Kanada

Die berühmtesten Wikinger-Helden

Es gab wohl tausende von Wikingern, aber einige Anführer, Helden und Pioniere sind mit ihren Namen in die Schriften eingegangen und Leben daher bis heute in den Legenden weiter. Einige berühmte Wikingernamen, die man kennen sollte, sind zum Beispiel:

  • Rollo, Gründer der Normandie
  • Erik der Rote, Entdecker von Grönland
  • Egil Skallagrimsoon, Besiedler Islands
  • Leif Eriksson, der bis nach Kanada kam
  • Ragnar Lodbrok
  • Gunnar Hamundarsson
  • Halfdan Ragnarsson
  • Erik „Blutaxt“ Haraldsson
  • Harald „Blauzahn“ Gormson
  • Naddoddur
  • Thorfinn Karlsefni
  • Ingolfur Anrason

Nicht nur Beute, sondern auch Geschäfte

Längst ging es bei den Wikingern, die derartig weit reisten, nicht mehr nur um das Rauben und Plündern. Für viele war nicht pure Habgier, sondern viel mehr eine Abenteuerlust und Entdeckungsfreude die Hauptmotivation. Nicht alle Wikinger waren also so blutrünstig, wie sie von den alten Engländern und Franzosen beschrieben wurden – viele von ihnen hatten vielmehr ein friedliches Interesse am Seehandel.

Sie waren wohl zunächst Wikinger, entwickelten jedoch mit der Zeit nicht nur Interesse an Beute, sondern auch an Geschäften. Sie errichteten Handelsstützpunkte, erschlossen neue Routen über den Seeweg und wurden erfolgreiche Kaufmänner. Von einigen Personen ist bekannt, dass sie beides waren: der Übergang zwischen räuberischem Wikinger und seefahrendem Händler war also fließend.

Gehandelt wurde alles, was es damals gab: Lebensmittel wie Dörrfleisch und Fisch, aber auch feine Stoffe und Tücher, Holz, Tierfelle, Schmuck, Waffen, Edelmetallen, Elfenbein und leider auch Sklaven.

Die Finnischen Wikinger, die es nie gab

Ein Irrglaube, der häufig vorkommt, ist, dass auch aus Finnland Wikinger kamen. Das stimmt jedoch nicht – die Wikinger kamen aus dem Gebiet des heutigen Norwegen, Schweden und Dänemark. Auf ihren Fahrten drangen sie dann sehr wohl bis nach Finnland vor, nahmen dort Land in Besitz und errichteten ihre Siedlungen, aber davon auch nicht viele.

Die Alleskönner mit dem großen Einfluss

Die Wikinger waren also in ihrer Blütezeit überaus erfolgreich: nicht nur als Seefahrer und Entdecker, sondern eben auch als starke Streitmacht, die Angst und Schrecken verbreitete und sich erfolgreich Reichtümer und Land sicherte. Auch der Einfluss des Handels, den die Seefahrer später betrieben, spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung Nordeuropas.

Die mutigen und innovativen Skandinavier prägten durch ihre Taten die Kultur und Geschichte der gesamten Region und man könnte meinen, dass diesen beeindruckenden Leuten eine vielversprechende Zukunft entgegengeblickt hätte – warum verschwanden sie also trotzdem?

Das Ende der Wikingerzeit

Bereits um das Jahr 1000 gab es kaum noch private Wikinger-Raubzüge der Art, wie es sie im 9. Jahrhundert gegeben hatte. Nur noch vereinzelt fanden Plünderungen und Schlachten statt, und das offizielle Ende der Wikingerzeit wird weitgehend für 1066 festgesetzt. In diesem Jahr geschah ein großes und symbolisches Ereignis: die endgültige Zerstörung von Haithabu.

Haithabu war eine wichtige Wikingerstadt im heutigen Schleswig-Holstein, die um 770 als Landlager gegründet wurde und zu einem beschäftigten Handelszentrum wurde. Es war die größte Wikingerstadt der Zeit, und sowohl Waren als auch Sklaven aus allen Teilen der Welt wurden dort gekauft und verkauft. Das fand 1066 ein jähes Ende, als die Stadt erst vom norwegischen König und dann später noch einmal von Westslawen abgebrannt und geplündert wurde.

Warum sind die Wikinger verschwunden?

Das Ende einer einzigen Wikingerstadt war jedoch keineswegs der Grund, warum die Wikinger schließlich verschwanden. Es wird viel spekuliert, und da sich die Wikinger bei ihren Raubzügen in die verschiedenen Himmelsrichtungen ausgebreitet hatten, ging ihre Geschichte wohl auch auf verschiedenen Wegen zu Ende. Am Logischsten ist jedoch, dass einfach eine Reihe von Umständen zusammen zu einem allmählichen Ende führten.

Die betroffenen Gebiete hatten nach den frühen Überfällen, auf die niemand vorbereitet war, viel in Verteidigung investiert: es gab viele neue Befestigungsanlagen und auch professionellere Heere, denen die Wikinger mit ihrer ursprünglichen Überfalltechnik nichts entgegenzusetzen hatten. Das Brandschatzen wurde also nicht nur viel gefährlicher, sondern versprach auch viel weniger Beute.

Ein überalterter Beruf

Und so unromantisch es sich anhört: viele der Wikinger sind wohl einfach gestorben. Die kämpferische Lebensweise selbst barg natürlich ein großes Berufsrisiko, aber auch die Überlebenden wurden nach und nach schlichtweg zu alt. Viele wurden auch Siedler in den neuen Gebieten und integrierten sich in die einheimische Bevölkerung.

Nachschub aus Skandinavien gab es kaum, denn inzwischen hatten die räuberischen Seefahrer auch in ihrer Heimat einen schlechten Ruf. Außerdem hatten sich in Skandinavien Königreiche entwickelt, die immer mächtiger wurden. Für junge Skandinavier gab es wenig Anreiz, sich den alternden, plündernden Truppen anzuschließen.

Und die Nachkommen der Wikinger?

Selbstverständlich hatten die Wikinger Kinder – es gibt einige Quellen, in denen bestätigt wird, dass nicht nur Männer auf den Drachenschiffen reisten, sondern auch deren Frauen und Kinder. Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, dass auch diese aus Skandinavien kamen – viel naheliegender ist es leider, dass sich die Wikinger bei ihren Überfällen nicht nur Schätze, sondern auch Frauen erbeuteten. Diese Frauen waren also keineswegs „Wikingerinnen“ und vermittelten ihren Kindern nicht die fragwürdige Lebensweise der Väter, sondern ihre eigene.

Die Nachkommen der Wikinger waren also wohl eher selten dazu geneigt, in die Fußstapfen der Väter zu treten und selbst brandschatzende, erobernde Seefahrer zu werden. Sie wuchsen mit der Kultur der Mütter auf und wurden so Teil der Bevölkerung in den Gebieten, die einst überfallen worden waren, durch ihre Gene lebendige Andenken an ihre Väter.

Und die Wikinger in Grönland?

Während Island bis heute noch von den Nachfahren der Wikinger besiedelt ist, kann man das Gleiche nicht von Grönland behaupten, obwohl auch dort erwiesenermaßen Wikingersiedlungen existierten. Bereits ab dem 15. Jahrhundert waren diese Siedlungen jedoch leer und verfielen allmählich. Was mit den Wikingern aus Grönland passiert ist, stellt heute noch ein Rätsel dar. An den einstigen Siedlungsorten sind Friedhöfe zu finden, die beweisen, dass die Bevölkerung auf natürliche Weise starb und bis zum Ende auch ordentlich beerdigt wurde. Ein katastrophales Event wie ein Überfall, Hungersnot oder Seuche ist also auszuschließen.

Am wahrscheinlichsten ist, dass auch die Grönland-Wikinger einfach langsam weggezogen oder weggestorben sind. Die Siedlungen dort waren niemals sehr groß, und als der Handel mit dem Elfenbein von Walrössern sich immer weiter verschlechterte, zogen junge Leute und Familien wahrscheinlich nach und nach zurück in den Osten, nach Island oder Skandinavien zurück.

Was von den Wikingern übrig blieb

Jedoch sind nicht nur Runensteine und ein paar nordische Gene von den Wikingern übrig geblieben: ihr Einfluss auf die überfallenen Gebiete war groß und hat definitiv seine Spuren zurückgelassen. Besonders offensichtlich ist dies in Island: die heutigen Isländer stammen direkt von den skandinavischen Seefahrern ab, durch welche die Insel vor über tausend Jahren entdeckt wurde und die sich dort permanent niederließen. Dies spiegelt sich auch in der Sprache wider: modernes Isländisch stammt vom Altgermanischen ab, was von den Wikingern gesprochen wurde, und hat sich im Laufe der Zeit auch relativ wenig verändert.

Auch in Frankreich gibt es Spuren: die nördliche Provinz Normandie weist durch ihren Namen bis heute auf die Nordmänner, die „Normannen“ hin, welche die Küste einst überfielen und sich dann dort ansiedelten. Diese Wikingersiedler lernten allerdings bald Französisch und adoptierten auch viele andere Aspekte der französischen Kultur, weshalb die Altgermanische Sprache dort nicht überlebt hat.

Wikinger-Schach

Andere Kulturgüter, die es heute in Europa gibt, werden jedoch sehr wohl den Wikingern zugeschrieben (auch wenn man dies heute kaum noch beweisen kann). In Deutschland berühmt ist vor allem das sogenannte Wikingerschach, ein Gesellschaftsspiel, welches auf freiem Feld mit Holzblöcken gespielt wird. Es geht hier um Geschicklichkeit, denn man muss mit den Blöcken werfen und gezielt andere Blöcke treffen. Oft wird das Spiel auch „Kubb“ genannt.

Das Spiel stammt wohl aus Skandinavien, aber höchstwahrscheinlich nicht von den Wikingern. Viel eher hat sich Kubb unter der sesshaften Bevölkerung entwickelt, die nicht vor vielen Jahren zur See gefahren ist.

Eishockey

Auch Eishockey ist ein Sport, der in Skandinavien sehr beliebt ist und dort wohl schon seit Urzeiten in ähnlicher Form besteht, weshalb die Erfindung des Eishockey oftmals den Wikingern zugeschrieben wird. Das ist jedoch nichts weiter als ein Gerücht, für das es keine Belege gibt. Ja, sehr wahrscheinlich haben die bereits die Vorfahren der Wikinger ein Spiel gehabt, welches in Mannschaften und auf dem Eis ausgetragen wurde – aber es gibt keinerlei Beweise dafür, dass es die seefahrenden Wikinger waren, die diese Idee nach Europa gebracht haben.

Tatsächlich hat sich Eishockey, wie wir es heute kennen, in Kanada entwickelt. Kanada wird auch bis heute noch als das Mutterland des Sports bezeichnet. Erst dort festigte sich, wie viele Spieler in einer Mannschaft sind und mit welcher Art von Schläger gespielt wird, ebenso die modernen Spielregeln stammen aus Kanada. Auch die Idee, beim Eishockey einen flachen Puck anstelle eines Balls zu verwenden, stammt aus Kanada.


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